Herbstblues statt Zuversicht
„Es ist weiter kein Aufbruch in Sicht. Der Geschäftsklimaindex ist einmal mehr im rezessiven Bereich. Die konjunkturelle Talfahrt geht ins nunmehr vierte Jahr. Der Herbst der Reformen der Bundesregierung spiegelt sich bislang nicht in den Konjunkturdaten wider“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der dritten Konjunkturumfrage 2025.
Aktuelle und zukünftige Geschäftslage
Die derzeitige Geschäftslage wird von 58,4 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im Mai lag dieser Wert bei 63,2 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 27,2 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage liegt bei 14,4 Prozent. Die Erwartungen sind per Saldo weiterhin negativ: Eine schlechtere Lage erwarten 28,0 Prozent der Firmen (Mai: 22,8 Prozent). 52,8 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Mai waren 61,4 Prozent dieser Ansicht. 19,2 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Mai: 15,8 Prozent). Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex mit 89,2 Punkten (Mai: 89,4 Punkte) nahezu unverändert ist. Damit liegt er seit über drei Jahren unter der 100-Punkte-Grenze und signalisiert eine hartnäckige rezessive Lage in Osthessen.

Auch bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo negativ. Sie hat sich gegenüber Mai nochmals verschlechtert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 31,1 Prozent der befragten Unternehmen, nur noch 6,7 Prozent berichten von einer guten Situation. 30,4 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren, 19,6 Prozent der befragten Unternehmen von einer eher günstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt ist der Geschäftsklimaindex der Industrie mit 82,1 Punkten leicht gesunken. Auch im Handel liegt der Geschäftsklimaindex mit 93,8 Punkten erneut im negativen Bereich.
Weiter sinkende Investitionen und Beschäftigung erwartet
Die Investitionsbereitschaft liegt per Saldo über alle Branchen hinweg im negativen Bereich: 39,2 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 20,8 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (59,2 Prozent), Rationalisierung (48,3 Prozent), Produktinnovationen (30,0 Prozent), Kapazitätsausweitung (16,7 Prozent) und Umweltschutz (12,5 Prozent).

Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (29,3 Prozent), liegt über der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (10,6 Prozent). In der Industrie zeichnet sich ein ähnliches Bild: 30,4 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende und 10,9 Prozent der befragten Unternehmen steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten. 21,6 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten, 56,8 Prozent mit gleichbleibendem Volumen und 21,6 Prozent mit sinkenden Exporten.
Multiple Risiken für wirtschaftliche Entwicklung
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden sich verschlechternde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (70,2 Prozent), eine schwindende Inlandsnachfrage (64,5 Prozent), höhere Arbeitskosten (64,5 Prozent), der Fachkräftemangel (42,7 Prozent) sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise (41,9 Prozent) von den Betrieben gesehen.

Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung
Das Risiko der höheren Arbeitskosten dürfte durch die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns von 12,82 auf 13,90 Euro im Januar 2026 weiter steigen. 25,4 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen aktuell zum Mindestlohn und müssen diesen im Januar anheben. Weitere 50,8 Prozent der Unternehmen werden infolgedessen auch den Lohn für höhere Lohngruppen anheben. 40,2 Prozent der Unternehmen werden die gestiegenen Lohnkosten durch Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben.
Weitere Impulse nötig
„Die Unsicherheit in der osthessischen Wirtschaft ist nach drei Jahren Rezession groß. Nach wie vor bestimmen multiple Risiken die kommenden Monate. Die jüngsten Vereinbarungen des Koalitionsausschusses deuten darauf hin, dass die Bundesregierung bereit ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Gleichzeitig sollte sie jedoch keine Entscheidungen treffen, die die Arbeitskosten stärker als die Produktivität steigen lassen. Denn in der jetzigen kritischen Phase, in der sich die deutsche Wirtschaft und insbesondere die Industrie befindet, darf die Wettbewerbsfähigkeit nicht unnötig geschwächt werden“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.
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