„Belastungsgrenze rückt näher“
Anlässlich der jüngsten Sitzung des IHK-Ausschusses für Mobilität und Logistik haben die Verkehrsbranchen vor den wirtschaftlichen Folgen steigender Personalkosten gewarnt. Zum 1. Januar 2026 erhöht sich der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland auf 13,90 Euro pro Stunde, ein Jahr darauf nochmal auf 14,60 Euro. Damit erhöht er sich innerhalb von zwei Jahren um rund 13,9 Prozent – die bislang stärkste sozialpartnerschaftlich beschlossene Lohnanpassung seit Einführung des Mindestlohns.
„Wir erkennen einen armutsfesten Mindestlohn ausdrücklich an und wissen um seine gesellschaftspolitische Bedeutung“, betont Christoph Göbel, Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Mobilität und Logistik. Gleichzeitig mahnt der Director Road der Zufall logistics group zur Vorsicht: Die Langzeitfolgen aus den Erhöhungen der vergangenen Jahre kombiniert mit den aktuellen Kostenentwicklungen in den Verkehrsbranchen Omnibus, Taxi- und Mietwagen sowie dem Güterkraftverkehr bringen viele der kleinen und mittelständischen Unternehmen zunehmend an ihre wirtschaftliche Belastungsgrenze.
Kostensteigerungen belasten die Branche
Neben steigenden Personalkosten sehen sich die Verkehrsunternehmen mit einer Reihe weiterer Herausforderungen konfrontiert. Ein Beispiel aus dem Güterkraftverkehr: Mauterhöhungen und die Ausweitung der Mautpflicht auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen verursachen spürbar höhere Fixkosten für Güterkraftverkehrstreibende. Hinzu kommen inflationsbedingte Preissteigerungen bei Sachkosten und Dienstleistungen, die die Margen zusätzlich schrumpfen lassen, während die seit 2021 kontinuierlich jedes Jahr steigende CO₂-Bepreisung für Kraftstoffe (2021: 25 Euro pro Tonne und ab 2026 sind es bereits 65 Euro pro Tonne) die Betriebskosten direkt erhöht. Nicht minder belastend wirkt der Investitionsdruck durch die Mobilitätswende. Unternehmen müssen in alternative Antriebe und Ladeinfrastruktur investieren, was insbesondere kleine und mittelständische Betriebe stark belastet. Zwar wurde für die Lkw-Maut 2026 ein Kompromiss gefunden, der die Belastung etwas abmildert – dennoch bleibt die Gesamtkostenentwicklung angespannt. Prognosen des Bundesamts für Logistik und Mobilität gehen davon aus, dass die Transportmenge auch 2026 noch unter dem Vorkrisenniveau liegen wird.
Preisanpassungen unausweichlich
Angesichts dieser Herausforderungen sei es für viele Unternehmen – unabhängig von der Branche – unvermeidlich, die gestiegenen Kosten durch Preisanpassungen an ihre Kundschaft weiterzugeben, ergänzt Christoph Göbel. Nur auf diesem Weg ließe sich die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Betriebe langfristig sichern, so der Logistik-Experte weiter. Der aktuelle IHK-Konjunkturbericht untermauert die Einschätzung: 25,4 Prozent der befragten Unternehmen aller Branchen beschäftigen aktuell Arbeitnehmer zum Mindestlohn und müssen diesen im Januar anheben, während weitere 50,8 Prozent infolgedessen auch höhere Lohngruppen anpassen werden. Gleichzeitig werden 40,2 Prozent der befragten Unternehmen die gestiegenen Lohnkosten durch Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben.
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