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Quo vadis, Digitalisierung? – Erfolgsmodelle für die Region sichten

„Einen Staat, der mehr Transparenz und Teilhabe in seinen Entscheidungen bietet. Und vor allem: Einen Staat, der mit einer unkomplizierten, schnellen und digitalen Verwaltung das Leben der Menschen einfacher macht.“, das wünscht sich Innenministerin Nancy Faeser, die die Smart City Convention am 18.10.22 in Berlin eröffnete.

Die führende Kongressmesse rund um E-Government, Smarte Städte und Regionen hat das Ziel, die Digitalisierung des öffentlichen Sektors intelligenter, effizienter und ökologischer zu gestalten, darüber informierte sich auch Helge Mühr (FDP), Vorsitzender des Ausschusses für Digitalisierung, Wirtschaft und Verkehr in der Stadt Fulda. Doch allzu oft wird Digitalisierung zu Digitaliwirrung, stellte Mühr fest. „Deshalb müssen wir immer aufpassen, dass wir nicht überfordern.“

Mühr interessierte sich besonders für Erfolgsmodelle und -methoden anderer deutscher Städte, die einen hohen Bürgernutzen haben, die Verwaltungsarbeit vereinfachen und für Anwendungsfälle, die Ressourcen, Zeit und Geld sparen.

Dabei wurde er auch fündig.

Die westfälische Stadt Ahaus z. B. setzt für die Digitalisierung des Einzelhandels auf eine Online-Plattform – nebst einer App – in die Einzelhändler und Gastronomen aktuelle Angebote bzw. Speisen anbieten können. So ziehen Sonderangebote die Kunden in die Läden und die Mahlzeiten werden abwechslungsreicher und ggf. gesünder.

In Menden (Sauerland) wurde ein Ehrenamts-Portal, quasi eine Freiwilligenzentrale eingeführt. Hier finden Helfer und Hilfesuchende auf einer Online-Plattform einfacher zueinander.

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Mendener können auch online mitbestimmen, wo und wie die Stadt begrünt wird und sich selbst an Pflanz-Aktionen und Grünpflege beteiligen (Stichwort: Urban Gardening).

Das Land Brandenburg präsentierte ihre Nachhaltigkeitsplattform als ein Kommunikationsforum und Netzwerk für die vielfältigen Initiativen zur Nachhaltigkeit. Hier können sich regionale Nachhaltigkeitsinitiativen anmelden und miteinander vernetzen, um ihre Arbeit zusammen für ein nachhaltiges Brandenburg voranzubringen.

Top Thema „Digitalisierung in der Verkehrsentwicklung“

Um das Verkehrssystem insgesamt besser zu vernetzen, sind valide Mobilitätsdaten besser zu nutzen und zusätzlich zu generieren. „Daten sind die Grundlage für Verbesserungen im Verkehrsbereich“, sagte Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr. „Das gilt auch im Hinblick auf Verkehrsleitsysteme oder das autonome Fahren.“

Auch die Stadt Fulda erhebt solche Daten. Künftig werden z. B. die Fahrgastzählungen digital durchgeführt. Die Daten sollen dann in die Routenplanung und die Taktung des ÖPNV eingehen.

„Zudem könnte eine Livekarte des Busverkehrs in Echtzeit einen weiteren Mehrwert für den ÖPNV bringen. Durch ein solches „Busradar“ lässt sich schnell herausbekommen, wo sich mein gewünschter Bus gerade befindet, wann er an seinen Haltestellen ankommt und mit welcher Linie ich am schnellsten zu meinem Ziel komme“, meint Mühr. Ein solches System setzt u. A. der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ein.

In einigen Städten ergänzen z. B. „On Demand Systeme“ den ÖPNV. Ein solcher Bedarfsverkehr bietet Busbuchungen in Echtzeit, jenseits von starren Linien und Fahrplänen. In Hamburg sollen bereits ab 2025 Kunden in autonomen Fahrzeugen transportiert werden. „Eine Rechtsgrundlage für Autonomes Fahren und Förderprogramme sind bereits vorhanden“, erklärte Wissings Staatssekretär Stefan Schnorr.

Als Grundlage für die Analyse und Aggregation von Verkehrs-Sensordaten oder anderer Datenquellen (wie z. B. Datenbanken von Fachanwendungen der Behörden), wird eine zentrale urbane Datenplattform benötigt, die in leicht verständlicher Form den Bürgern, der Verwaltung und Fachabteilungen zur Verfügung steht. In Darmstadt werden aktuell insbesondere Umwelt-, Verkehrs-, Mülleimer- und Zoo-Daten erfasst und grafisch ansprechend visualisiert.

Foto: Die Fiware Foundation stellt Open-Source-Software-Bausteine für Smart Cities bereit, um auf Echtzeit-Daten zuzugreifen. Über 300 Städte nutzen die Technologie.Helge-Muehr-SCCON-FIWARE3

In Aachen wurde eine umfassende Datengrundlage zum innerstädtischen Parken erhoben. Die Daten sind nun in eine digitale Parkkarte überführt, die nicht nur detaillierte Kenntnisse zum bestehenden Parkraumangebot, sondern auch über das Parkverhalten in unterschiedlichen Quartieren vermittelt. Im nächsten Schritt wird hier ein intelligentes Parkleitsystem entwickelt.

Auch in Wolfsburg spielt das intelligente Parken (Smart Parking) eine große Rolle. Hier erkennen Kameras, ob ein Parkplatz frei ist. Die Daten werden über eine zentrale urbane Datenplattform zur Verfügung gestellt, diese Daten werden wiederum aus Informationen der Autos ergänzt, die in der Stadt herumfahren.

Datenplattformen als Digital-Booster für Kommunen

Bei der Nutzwertbetrachtung solcher Datenplattformen sticht ein Projekt besonders heraus. Die europäische Datenplattform GAIA-X (entwickelt vom BMWI und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf europäischer Ebene) möchte einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung in den Kommunen leisten und die digitale Transformation unterstützen.

Die FIWARE-Foundation gab auf seinem Stand einen Einblick in die vielfältige Nutzbarkeit der Plattform. Der Vorteil dieser Open Source Lösung liegt in der dezentralen Entwicklung neuer Anwendungsfälle, die auch in anderen Landkreisen und Kommunen verwendet werden können. „Dieses Einer-für-Alle-Prinzip wird den Transformationsprozess auch in Fulda schneller voranbringen“, ist sich Helge Mühr sicher.

Für die Verwaltung und die Politik gilt es nun auszuloten, welchen Nutzen, Mehrwerte und Potentiale die bereits nutzbaren Anwendungsfälle im Einzelnen bieten und welche ggf. selber entwickelt werden können. Für eine solche Projektarbeit strebt Mühr Kooperationen mit Kommunen der Stadtregion und dem Landkreis an.

Kontakt:

Helge Mühr
Ausschussvorsitzender
helge.muehr@fulda.de

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