Das Handwerk

132. Vollversammlung der Handwerkskammer Kassel

„Um künftig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen auch Handwerksbetriebe die digitalen Technologien in ihre Betriebe einführen“, sagte Heinrich Gringel, anlässlich der 132. Vollversammlung der Handwerkskammer Kassel im Berufsbildungszentrum Kassel. „Die Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, sind für unsere Betriebe sowohl Herausforderung als auch Chance.“ Die Erschließung dieses Potenzials sei nicht zuletzt von der Unternehmensgröße abhängig. „Mit durchschnittlich knapp sechs Mitarbeitern werden sich viele Handwerksbetriebe in unserem Kammerbezirk eher schwer tun, alleine ihre Möglichkeiten auszuschöpfen“, so der Kammerpräsident.

Die Bereitschaft, auf digitale Technologien zu setzen, sei im Handwerk zwar groß, dennoch sei deren Einsatz zurzeit deutlich ausbaufähig. „Viele Handwerksbetriebe haben Schwierigkeiten, eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und umzusetzen, obwohl sie von der Notwendigkeit überzeugt sind.“ Des-halb habe sich die Handwerkskammer auf die Fahnen geschrieben, ihre Betriebe zu unterstützen und beteilige sich auch an dem Projekt „FachWerk“, das Professor Dr. Patrick Spieth von der Universität Kassel leitet und dem Handwerkerparlament anlässlich der Vollversammlung präsentierte.

Ziel des Projektes ist es, Methoden zu entwickeln, um Beschäftigte, Auszubildende und Wiedereinsteiger und damit die Unternehmen im Kammerbezirk auf die Arbeitswelt der Zukunft vorzubereiten. Dabei geht es darum, Weiterbildungsangebote für eine Reihe von Kompetenzen zu schaffen: Sie reichen vom Umgang mit bestimmten Web-Tools bis zu neuartigen Produktionsmöglichkeiten, wie etwa von 3D-Druckern. Ferner plane die Kammer einen geförderten Betriebsberater einzustellen und sei deswegen mit der hessischen Landesregierung im Gespräch, erklärte Gringel weiter: „Die Zeichen, die wir aus Wiesbaden bekommen, sind ausgesprochen positiv, denn auch die Landesregierung hat den Förderbedarf erkannt.“ Auf diesem Weg will die Kammer dafür sorgen, dass sich die gute Wirtschaftsentwicklung des Handwerks in Nord-, Ost- und Mittelhessen auch in Zukunft fortsetzt.

Denn auch im siebten Jahr des Konjunkturhochs im Handwerk sind die Betriebe im Kammerbezirk mit viel Schwung gestartet. Deshalb rechne die Kammer für das Jahr 2017 mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent (von 8,7 auf 8,9 Mrd. Euro), so Gringel. Weiter gehe die Kammer davon aus, dass das Handwerk in diesem Jahr einen leichten Zuwachs bei den Beschäftigten verzeichnen wird, nachdem die Zahl der Mitarbeiter 2016 trotz einer Umsatzsteigerung von 4,2 Prozent (um 351 Mio. Euro auf 8,7 Mrd. Euro) gleich geblieben war.

Vor dem Hintergrund dieser anhaltend guten Handwerkskonjunktur in Nord-, Ost- und Mittelhessen sei es nur schwer zu verstehen, sagte der Kammerpräsident weiter, dass so wenig Menschen wie nie zuvor bereit seien, sich selbständig zu machen. „Fehlen uns heute schon die Nachwuchs- und Fachkräfte, wer-den es morgen die Nachfolger sein. Das lässt sich heute schon sagen.“ Allein im Kammerbezirk stehen bis 2020 rund 3.200 Betriebe aus Altersgründen zur Übergabe an. Auf diese Entwicklung habe die Kammer reagiert und verfüge seit knapp einem Jahr über einen Berater für Betriebsnachfolge, Fachkräftesicherung und Demografie. „Damit setzen wir ein ganz klares Zeichen, dass wir unsere Betriebe auch bei der Bewältigung der demografischen Entwicklung und ihrer Folgen unterstützen.“ Neben der Digitalisierung gehört die Regelung der Nachfolge zu den Schwerpunkten unserer künftigen Arbeit.

Die Entwicklung der Betriebe in Nord-, Ost- und Mittelhessen sei 2016 weitgehend stabil verlaufen, vermeldete Hauptgeschäftsführer Jürgen Müller in seinem Jahresbericht. Ende vergangenen Jahres lag die Zahl der kammerzugehörigen Betriebe bei 16.084 (16.102 in 2015), was einen geringfügigen Rückgang von 18 Betrieben (0,1 Prozent) bedeutet. Gegen diesen Trend blieb die Zahl der Beschäftigten im gleichen Zeitraum unverändert bei 90.500, während sich der von den Betrieben erwirtschaftete Umsatz auf 8,7 Milliarden Euro erhöhte. Ein Minus verbuchte die Kammer erneut bei der Zahl der Existenzgründungen, die von 903 auf 856 sank. Gemessen an der Gesamtzahl der Betriebe entspricht das einer Gründerquote von 5,3 Prozent (2015: 5,6 Prozent).

Rückläufig zeigten sich 2016 auch die Zahlen der Meisterprüfungen (von 541 auf 448) und der Fortbildungsprüfungen (von 410 auf 257), die ebenso abnah-men wie die Zahl der Auszubildenden. So ging die Zahl der jungen Menschen, die über alle Lehrjahre hinweg im Kammerbezirk ein Handwerk erlernen, von 7.242, auf 7.221 zurück, ein Minus von 21 Verträgen (0,3 Prozent). Bei den neu abgeschlossenen Verträgen ergab sich 2016 sogar ein Minus von 74 Verträgen (2,7 Prozent), ihre Zahl sank von 2.748 auf 2.674.

„Dieser Rückgang zeigt, wie schwierig es mittlerweile für unsere Betriebe geworden ist, geeigneten Nachwuchs zu finden und bedeutet für uns, dass wir unsere Aktivitäten in der Nachwuchswerbung weiter verstärken werden“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer diese Zahl. Zuvor hatte schon der Kammerpräsident an die Handwerksbetriebe appellierte, sich weiterhin stark in der Ausbildung zu engagieren. „Das ist dringend notwendig, denn wir brauchen unbedingt mehr junge Menschen, die sich für das Handwerk begeistern.“

Anschließend genehmigte die Vollversammlung die Jahresrechnung. Sie belief sich 2016 auf 17,6 Millionen Euro inklusive der im vergangenen Jahr im BZ Kassel getätigten Bauinvestitionen.

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