Konjunktur

Wirtschaftslage fährt Achterbahn

„Noch nie war die Entwicklung der Fuldaer Wirtschaft so volatil wie in den vergangenen drei Jahren. Auch die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate bleiben hoch“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der dritten Konjunkturumfrage 2023.

Aktuelle und zukünftige Geschäftslage
Die derzeitige Geschäftslage wird von 56,7 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im Mai lag dieser Wert bei 64,4 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 24,4 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage ist mit 18,9 Prozent (Mai 2023: 18,4 Prozent) annähernd konstant. Die Erwartungen sind per Saldo negativ: Eine schlechtere Lage erwarten 36,3 Prozent der Firmen (Mai 2023: 20,2 Prozent). 52,7 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Mai 2023 waren 59,6 Prozent dieser Ansicht. Nur 11 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Mai 2023: 20,2 Prozent). Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 100,6 auf 84 Punkte gesunken ist. Damit liegt er wieder deutlich unter 100 und deutet auf eine Rezession hin.

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Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo negativ. Sie hat sich gegenüber Mai 2023 erheblich verschlechtert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 34,3 Prozent der befragten Industriebetriebe, 11,4 Prozent berichten von einer guten Situation. 48,6 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren, keines der befragten Unternehmen von einer eher günstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt hat sich der Geschäftsklimaindex der Industrie von 95,9 auf 63 Punkte verschlechtert. Im Handel liegt der Geschäftsklimaindex genau auf der 100-Punkte-Marke.

Sinkende Investitionen und Beschäftigung erwartet
Die Investitionsbereitschaft liegt per Saldo über alle Branchen hinweg im negativen Bereich: 37,8 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 30,0 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (62,7 Prozent) sowie mit deutlichem Abstand Produktinnovationen (26,5 Prozent), Kapazitätsausweitung (24,1 Prozent) und Rationalisierung (22,9). Bei den befragten Industrieunternehmen erwarten 62,9 Prozent der Unternehmen sinkende und nur 11,4  Prozent steigende Investitionen.

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Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (24,1 Prozent), liegt unter der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (17,2 Prozent). In der Industrie zeichnet sich auch hier ein ausgeprägteres Bild: 40 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende und nur 5,7 Prozent steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten.

9,7 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten, 58 Prozent mit gleichbleibendem Volumen und 32,3 Prozent mit sinkenden Exporten.

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Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden der Fachkräftemangel (70 Prozent), eine schwindende Inlandsnachfrage (68,9 Prozent), höhere Arbeitskosten (63,3 Prozent), steigende Energie- und Rohstoffpreise (58,9 Prozent) sowie sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen (56,7 Prozent) von den Betrieben bewertet. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen 67,4 Prozent der befragten Unternehmen trotz anhaltender hoher Inflation mit einhergehenden steigenden Zinsen als unproblematisch, 16,9 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und keines der befragten Unternehmen von einer drohenden Insolvenz.

Konstanz in der Wirtschaftspolitik erforderlich
„Die letzten drei Jahre war die konjunkturelle Entwicklung in unserem Landkreis wegen multipler externer Schocks äußerst volatil. Durch diese Krisen ist die Fuldaer Wirtschaft relativ unbeschadet gekommen. Nun aber hinterlässt das Hochrisikoumfeld gekoppelt mit hausgemachten wirtschaftspolitischen Problemen messbare Spuren. Dabei sind in der aktuellen Umfrage die Folgen des abscheulichen Angriffs auf Israel noch gar nicht berücksichtigt. Nun ist es an Brüssel, Berlin und auch Wiesbaden vernünftige ordnungspolitische Rahmenbedingungen zu setzen und zur Geldwertstabilität und einer konstanteren Wirtschaftspolitik zurückzukehren“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.

Kontakt

Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda
Heinrichstraße 8 | 36037 Fulda
Telefon 0661 284–0 | Internet: www.ihk-fulda.de

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